Köln, 9.7.2010 - Anti-Iran-Agitation - Kampagne um eine Frau, die angeblich wegen Ehebruch gesteinigt werden sollBilder

"Wegen Mordes - Diese schöne Frau soll nach iranischem Recht bestraft werden"

Meldung aus dem Iran-Tagebuch vom 9.7.2010

Die Düsseldorfer FriedensTreiberAgentur bringt in ihrem Newsletter vom 9.7.2010 (friedenstreiberagentur.de) eine Meldung mit dem Titel "Jagd auf den Iran - Wieder Steinigungsgerücht" und verurteilt darin das "Streuen von Gerüchten und Lügen über Menschenrechtsverletzungen" und das damit beabsichtigte "Anblasen des Feuers unter dem Kriegskessel". Dies geschehe mit der als Tatsache verbreiteten Behauptung, im Iran solle Sakineh Mohammadi Ashtiani aufgrund eines Gerichtsurteiles wegen Ehebruchs zu Tode gesteinigt werden. Es wird hingewiesen auf eine Meldung des iranischen Fernsehsenders PressTV vom 8.7.2010, mit der die Steinigungsbehauptung, die zuvor von 'westlichen' Medien verbreitet worden war, dementiert wird (presstv.ir).

Sakineh Mohammadi Ashtiani

In diesem Zusammenhang weist die FriedensTreiberAgentur auf einen Artikel im Wiener "Standard" vom 7.7.2010 hin (derstandard.at). Dieser sei ein Beispiel dafür, "wie alles auf das Feinste miteinander verwoben wird" - das Thema Steinigung und die haltlosen Behauptungen, die dem Iran das Streben nach Atomwaffen unterstellen. Bestandteil des Artikels ist das Bild einer Steinungsszene. Die Bildunterschrift: "Eine iranische Frau posiert als Steinigungsopfer bei einer Demonstration gegen Irans Atomprogramm 2005 in Brüssel."

Es ist ein Artikel der Bildzeitung vom 6.7.2010, dem - trotz des Titels "Wegen Ehebruch - Diese schöne Frau soll gesteinigt werden" - zu entnehmen ist, daß die Dinge möglicherweise deutlich anders liegen als vielfach dargestellt. Demnach wurde Sakineh Mohammadi Ashtiani, nachdem sie von einem Regionalgericht wegen Ehebruchs zu 99 Schlägen verurteilt worden war, "wegen gemeinschaftlichen Mordes vor einer höheren Instanz mit den Killern ihres Mannes angeklagt." (bild.de) Die 'Jerusalem Post' vom 30.6.2010 formuliert klarer: "Ashtiani and her boyfriends were accused of murdering her husband" (Ashtiani und ihre Liebhaber wurden angeklagt, ihren Ehemann ermordet zu haben) (jpost.com)

Und noch zwei Darstellungen im Artikel der Bildzeitung sind von Interesse: "Nach Artikel 83 des Islamischen Rechts, das 1991 ratifiziert wurde, kann Ehebruch mit Steinigung zwar bestraft werden. Es wurde aber seit mehreren Jahren nicht mehr im Iran praktiziert." Dies steht im Widerspruch zum 'Standard', in dem behaupet wird, in den vergangenen vier Jahren seien im Iran sechs Menschen gesteinigt worden. Und weiter gemäß 'Bild': "Bei einer Verurteilung wegen gemeinschaftlichen Mordes müsste sie nach dem iranischen Gesetz... gehängt werden. Das ist so zwingend vorgeschrieben." Die passendere Überschrift für den Bild-Artikel wäre also: "Wegen Mordes - Diese schöne Frau soll nach iranischem Recht bestraft werden".

Anmerkung: Die FriedensTreiberAgentur schreibt im Newsletter vom 11.7.2010 (friedenstreiberagentur.de): "Die Arbeiterfotografie hat die Sache Ashtiani aufgegriffen und weiter recherchiert. Ausgerechnet das Vier-Buchstaben-Blatt [Bild] konnte in der Sache behilflich sein, sicher unwillentlich." Desweiteren weist die FriedensTreiberAgentur auf ein Rückzugsgefecht der Medien hin, die mitteilen (müssen), daß die Steinigung nicht stattfindet: "Mittlerweile haben auch etliche Medien bemerkt, daß ihnen die Steinigung abhanden kommen wird. Dies wird jedoch nicht als einer - vielleicht - unrichtigen Faktengrundlage geschuldet dargestellt, sondern sei eine Folge der internationalen Proteste gegen das Steinigungsurteil", das es angeblich gegeben haben soll.


Steinigung [radschm]

Auszug aus der website eslam.de, wonach die Steinigung seit 2002 im Iran nicht mehr praktiziert wird

Steinigung ist eine jahrtausende alte Art der Hinrichtung, deren Ursprünge sich sowohl im Judentum als auch im Christentum finden lassen. Der Islam hat so hohe Hürden für solch eine Verurteilung eingeführt, dass es faktisch unmöglich ist, dass alle Voraussetzungen erfüllt werden...

Gemäß § 83 des Strafgesetzbuches der Islamischen Republik Iran ist die Todesstrafe durch Steinigung bei Ehebruch vorgeschrieben, wenn derjenige, der Unzucht [zina] betrieben hat, bereits verheiratet war oder ist. Der oberste Richter [qadhi] des Landes Seyyed Mahmoud Haschemi Schahroudi hat allerdings in 2002 n.Chr die Strafe ausgesetzt wegen Nichterfüllbarkeit der Voraussetzungen. Dieser Ansatz verspricht bei praktizierenden Muslimen der Region mehr Erfolg als modernistische Ansätze, welche die Strafe unkommentiert abschaffen möchten. Dem Beispiel Jesu (a.) folgend, wird die Strafe nicht abgeschafft, sondern für nicht erfüllbar erklärt. Dadurch bleibt der Strafcharakter zwar erhalten, aber die Strafe wird nicht mehr umgesetzt, was der modernen und praktikablen Interpretation der Verfahrensweise [sunna] entspricht.

Quelle: eslam.de/begriffe/s/steinigung.htm


"Zum Anlass des 11. Juli, dem internationalen Tag gegen Steinigung: Unterstützt uns im Kampf gegen die barbarische Steinigung der Sakineh Mohamadi im Iran!"

Aufruf zu der das Iran-Feindbild bedienenden Agitation - verbreitet am 7.7.2010

Liebe BürgerInnen,

Die Steinigung ist eine der brutalsten Unterdrückungsmitteln der iranisch-islamischen Regierung. Nach ihrer politischen Niederlage im letzten Jahr durch die Widerstände nach der Scheinwahl, verschärfte die iranisch-islamitische Regierung die Strafmaßnahmen gegen die Menschen im Iran.

Zahlreiche Verhaftungen, Hinrichtungen, Folter u.a. durch Peitschenhiebe, verschärfte Bestrafungen wie bis zu 3-jährige Haftstrafen für Abweichungen von Kleidervorschriften sowie Steinigungen an öffentlichen Orten gehören zum alltäglichen Leben der IranerInnen. Sakineh Mohamadi sitzt seit 2004 in Haft. Doch laut öffentlicher Aussagen ihrer Anwälte sind die Anschuldigungen gegen sie nicht bewiesen worden.

Die Steinigung ist nicht nur als eine brutale Verletzung der Menschenrechte und gleichzeitig steht sie auch für die Entwürdigung aller Menschen. Die iranisch-islamitische Regierung will Angst erzeugen, um iranische Widerstandskämpfe unterdrücken zu können.

Mit unserer Aktion möchten wir uns mit den widerständischen Menschen im Iran besonders im Azerajinan solidarisieren und ihnen Kraft geben die Steinigung zu verhindern.

Unterstützt unseren Kampf für die Freiheit und für Demokratie und unsere Proteste gegen die islamitische Regierung im Iran!

Anti Steinigungsgruppe
Center der Kurdischen Frauen in Kölne.V
Iranisch-Deutscher Frauenverein Köln e.V
Talash Verein für die Unterstützung des Kampfes des iranischen Volks - Köln
iranisch unabhängige studenten und jugend